Autorin & Fotos: Dorothee Stübe
Seit nunmehr zehn Jahren radele ich einmal monatlich mit naturinteressierten Menschen durch das grüne Oldenburg, um verschiedene Wildkräuter in ihrer natürlichen Umgebung kennenzulernen - und zu genießen. Wie lassen sich Heilpflanzen in der Küche oder für die Hausapotheke verarbeiten? Wie unterscheiden sie sich von ihren giftigen Artgenossen? Welche besonderen Signaturen zeigen sie uns? Diese und andere Fragen werden auf der Kräudeltour behandelt, und nun kann man auch schon erahnen, was sich hinter meiner Wortschöpfung Kräudeln verbirgt: Eine Kombination aus den Anfangssilben der Wörter Kräuter und Radeln = Kräudeln.
Die Kräudelgruppe trifft sich in Wechloy vor dem Lokal „Zum Drögen Hasen“ und ist ca. drei Stunden in gemütlichem Tempo Richtung Ammerland unterwegs. Zwischendurch gibt es an einem sonnigen Platz in Wassernähe ein Picknick mit selbstgemachten Kräutersnacks. Dabei werden Rezepte weitergegeben und Kräutergeschichten ausgetauscht.
Unter den Pflanzen, die wir besuchen, befinden sich auch viele alte Bekannte, die wohl jedem schon einmal über den Weg „gewachsen“ sind oder sich sogar im eigenen Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon tummeln. Beliebte Wildkräuter, die man auch im Spätsommer gut ernten kann, sind Schafgarbe und Gundermann. Diese Pflanzen sind weit verbreitet, denn sie stellen keine besonderen Ansprüche an Boden und Standort. Während die Schafgarbe eine sonnige Lage bevorzugt, findet man den Gundermann eher an feuchten und halbschattigen bis schattigen Plätzen mit nährstoffreichem Boden.
Vom „Herrn des Eiters“
Schon nach wenigen Minuten treffen wir auf unserer Radtour Herrn Gundermann an und nehmen ihn gleich einmal unter die Lupe: Ein über den Boden kriechendes Pflänzchen, daher auch „Erdefeu“ genannt, mit meist dunkelgrünen rundlichen oder nierenförmigen, an den Rändern gekerbten Blättern. Während der Blütezeit jedoch richtet sich die ganze Pflanze auf, als wolle sie ihre Blütenpracht stolz präsentieren. Seine Eigenschaft, an Zäunen emporzuklettern, hat ihm den plattdeutschen Beinamen „Kiek dör´n toon“, Guck-durch-den-Zaun, eingebracht. Auch der Name Gundermann weist auf eine besondere Eigenschaft hin: Die Silbe Gund stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Eiter. So übersetzt haben wir es also mit dem „Herrn des Eiters“ zu tun! Tatsächlich kann der Gundermann bei der Behandlung von schlecht heilenden Wunden, auch im Mund- und Rachenraum, hilfreich sein.
Doch damit nicht genug: Gundermann kann sowohl bei Erkältung als auch bei langwierigen Krankheiten helfen. Er unterstützt Blase und Nieren und hilft bei der Ausleitung von Schwermetallen, vor allem Blei. Der Gundermann hat eine allgemein kräftigende, den Stoffwechsel anregende Wirkung.
Auch in der magisch-religiösen Welt unserer Vorfahren spielte der Gundermann eine bedeutende Rolle. Er wurde dem Gott des Donners, Donar, geweiht. So wurde ein Sträußchen des „Donnerkrautes“ in Haus und Stall aufgehängt, um die zwei- und vierbeinigen Bewohnern vor Blitzeinschlag und anderen Gefahren zu beschützen. Ein Gundermannkränzchen, auf dem Kopf getragen, sollte sogar hellsichtig machen! Hat es heute schon jemand ausprobiert?
In früheren Zeiten war es ganz natürlich, die Heilpflanzen für magische Zwecke zu verwenden. Im Weltbild unserer Vorfahren waren die Pflanzen beseelte Lebewesen, die in direkter Verbindung mit dem Göttlichen standen.
Leckeres Wiesen-After-Eight
Unsere Kräudelgruppe begnügt sich zunächst mit der genaueren Erkundung eines einzelnen Blättchens. Um Bekanntschaft mit dem speziellen Duft zu machen, reiben wir das Blatt vorsichtig zwischen den Fingern. Hmm ... wie lässt sich so ein spezieller Geruch nur beschreiben? Riecht nach Thymian. Nach Minze. Nein! Riecht nach Ziege. Wie Tabak. Solche und andere Geruchseindrücke liefert der Gundermann! Schließlich einigt man sich auf die Note würzig und intensiv. Daher ist dieses Pflänzchen auch wie geschaffen für die Küche. Im Salat und in der Kräuterbutter kann man gut ein paar Blättchen Gundermann unterbringen. Natürlich darf er im Frühjahr auch nicht in der Neun-Kräuter-Suppe fehlen, eine magische, kräftigende Speise unserer germanischen Vorfahren, die das ganze Jahr über Gesundheit gewährleisten sollte, indem man sich mit den guten Kräften der Natur verband.
Wenn man den Gundermann auf ganz einfache Weise verwenden möchte, kann man einzelne Blättchen direkt auf´s Butterbrot legen. Auch im Kräuterquark und in der Kräuterbutter schmeckt er prima. Das Pflänzchen sollte aufgrund seines intensiven Aromas jedoch sparsam verwendet werden.
Das „Wiesen-After-Eight“ ist eine besondere Leckerei: Dazu werden besonders schöne Blätter vom Gundermann in geschmolzene Schokolade getaucht. Danach abtropfen lassen und zum Trocknen auf Küchenpapier legen. Der herbe Minzgeschmack in Kombination mit der Schokolade ist ein besonderes Geschmackserlebnis. Auch zur Dekoration von Kuchen, Torte oder Eis ist das Wiesen-After-Eight geeignet.
Viele gute Inhaltsstoffe befinden sich im Gundermann: Vitamin C, Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle und Kalium, um nur einige zu nennen. Er enthält aber auch Substanzen, die für Kleintiere tödlich sind. Also bitte nicht an Häschen & Co verfüttern!
Der Gundermann kann das ganze Jahr über geerntet werden.
Augenbraue der Venus
Unsere nächste Station führt uns zu einer weiteren historischen Pflanze. Schon aus der Entfernung strahlt sie uns mit ihren hübschen weißen und rosa Blüten an. Auf den ersten Blick erscheint sie wie ein Doldenblütler, doch in Wirklichkeit trägt ihre rispige Scheindolde winzig kleine Korbblüten, die ihre Zugehörigkeit zur Familie der Korbblütler zeigt. Die Schafgarbe trägt wunderschöne längliche fein gefiederte Blätter, die ihr den Namen „Augenbraue der Venus“ eingebracht haben. In dem Duft ihrer Blüte meint man die sonnige Würze und Fülle eines ganzen Sommers zu wahrzunehmen.
Ihr lateinischer Name Achillea bezieht sich auf den griechischen Gott Achilles, der in der Schlacht um Troja mithilfe der Schafgarbe seine blutigen Kriegsverletzungen behandelte. Die blutstillende Wirkung der Schafgarbe hat ihr auch den Namen „Herbe au charpentier“, Zimmermannskraut, eingebracht. Wenn man sich beim Hämmern einmal den Daumen blutig schlug, griff man auch hier zum blutstillenden Kraut. Die Schafgarbe wirkt außerdem entzündungshemmend, entkrampfend, verdauungsfördernd und kräftigend. Sie kann bei Menstruationsproblemen und Nervosität, bei Magen- und Darmstörungen und bei Blähungen helfen. Ein wahrer Tausendsassa, die Schafgarbe, wie schon die althochdeutsche Bezeichnung „garwe“ = Gesundmacher bereits verrät. Sie enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, Cumarine, Flavonoide und ätherische Öle.
Die astrologische Signatur der Schafgarbe ist der Planet Venus. Dieser steht bekanntlich für die Liebe. Die Schafgarbe kann tatsächlich unseren Körper und Geist harmonisieren. Bereitet man sich einen Tee aus frischem und getrocknetem Kraut, lässt die entspannende und beruhigende Wirkung nicht lange auf sich warten, da bereits die ätherischen Öle einen wohltuenden Duft erzeugen. Die Schafgarbe vermag den Geist friedlich zu stimmen und hilft den Menschen zueinander zu finden, um harmonisch miteinander zu leben. Eine Tasse, zubereitet aus dem frischem oder getrockneten Kraut (Blüte und Blätter können verwendet werden), lassen die Welt gleich entspannter aussehen. Dafür 1 Esslöffel getrocknetes Kraut (frisches Kraut doppelte Menge), mit 150ml kochendem Wasser übergießen, ca. 7 Minuten ziehen lassen. Fertig.
Wir nehmen uns Zeit beim Kräudeln. Wir betrachten jede Pflanze in Ruhe und lassen sie auf uns wirken. Mit allen Sinnen nehmen wir ihr Wesen wahr. Unser Bewusstsein weitet sich. Wir erinnern uns an unser eigenes wahres Wesen, welches die Natur liebt, weil es tief mit ihr verbunden ist. Diese Verbindung bringt Fülle und Freude in unser Leben.
Pause mit Picknick
Auf unserer Kräutertour begegnen uns noch weitere spannende Heilpflanzen, mit denen wir uns beschäftigen. Zwischendurch gibt es eine Pause, in der wir uns mit selbst zubereiteten Gemüsebratlingen und Kräuterdip stärken. Jetzt ist Zeit für eine kleine Buchvorstellung aus der Kräuterwelt. Ich gebe eines meiner Lieblingsbücher in die Runde: Susanne Fischer-Rizzi, Medizin der Erde. Ein wahrer Longseller aus dem Jahr 2005, in dem die im Allgäu lebende Heilpraktikerin und Autorin ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit heimischen Wildkräutern auf liebevolle und ganzheitliche Weise weitergibt. Wir erfahren dabei sowohl etwas über den historischen und mythologischen Hintergrund der jeweiligen Pflanze, als auch über die medizinischen und kulinarischen Verwendungsmöglichkeiten. Fischer-Rizzi beschreibt Wirkung und Inhaltsstoffe der Kräuter, auch für Anwendungen in der Tierheilkunde. Das ganze Werk ist außerdem mit eindrucksvollen Pflanzenzeichnungen geschmückt.
Gut gestärkt und bereit für weitere Pflanzenbegegnungen radeln wir nach einer Weile weiter auf unserer Rundtour, bis wir schließlich unser Ziel, den Drögen Hasen, wieder erreicht haben. Ab hier trennen sich unsere Wege und jede/r radelt nun weiter ihres/seines Weges - Kopf und Herz gefüllt mit Kräudelfreuden.
Dorothee Stübe hat eine Ausbildung an einer Heilpflanzenschule in Oldenburg sowie eine Ausbildung in Phytotherapie absolviert. Sie bietet ab April bis September Kräuterspaziergänge in der Haarenniederung und Kräuterradtouren an.
Die examinierte Musiklehrerin verbindet in ihrer Arbeit die Schwerpunkte Natur und Musik. Sie ist als Klavierpädagogin, Chorleiterin und Sängerin tätig. Außerdem hat sie Klavierstücke zum Thema Natur komponiert, die in ihrem Werk „Piano Natur“ 2019 erschienen sind.
Zur Zeit arbeitet sie an einem Buch über Heilpflanzen.
Termine für Kräuterwanderungen und Kräudeln sowie weitere Infos finden Sie unter www.krautundklang.de .
Mehr zum Buch „Medizin der Erde“ von Susanne Fischer-Rizzi: www.buchhandlung-plaggenborg.de .
Autorin: Barbara Simonsohn
Bitterstoffe wurden aus unseren Nahrungsmitteln systematisch herausgezüchtet. Die Grapefruit von heute hat geschmacklich kaum mehr etwas zu tun mit der Pampelmuse meiner Kindheit. Züchtungsziele auch im Bio-Landbau haben nichts mit Gesundheit zu tun, leider. Im Fall „Bitterstoffe“ ist dies fatal. Denn Bitterstoffe optimieren unsere gesamte Verdauung und Stoffwechsel, entlasten die Leber, stärken die Bauchspeicheldrüse und stärken das Immunsystem. Nur durch die ausreichende Zufuhr von Bitterstoffen kann sich die Darmflora regenerieren und können die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln optimal aufgenommen werden.
Bitterstoffe aktivieren die Verdauungssäfte und die Darmperistaltik, so dass die Darmentleerung weitaus häufiger stattfand und sie gründlicher verlief. Ein häufiger Stuhlgang wie früher und auch heute noch bei Naturvölkern üblich – eine Mahlzeit, eine Darmentleerung – minimiert entzündliche Prozesse im Darm, die zu Krebs führen können. Außerdem sinkt bei zahlreichen Stuhlgängen das Risiko für Übergewicht.
Was sind Bitterstoffe?
Bitterstoffe gehören keiner einheitlichen Stoffgruppe an, ihre einzige gemeinsame Eigenschaft ist die Geschmacksnote „bitter“. Darunter fallen auffallend gesundheitlich wertvolle bioaktive Substanzen wie Phenole, Terpenoide, Glycoside und Purine. Die Sinneszellen für den Geschmackssinn für „bitter“ befinden sich auf dem Zungenrücken, auf dem Gaumen, in der Rachenwand und an der Wangeninnenseite, aber auch im Magen, im Darm und in der Bauchspeicheldrüse! Dort wirken sie günstig auf Appetit, Insulinproduktion und die Verdauung ein. Die Reizweiterleitung für die Bitter-Sinneszellen geschieht durch den 9. Hirnnerv.
Bitterstoffe lösen über Nervenimpulse Verdauungsreflexe aus wie den Speichelfluss zur Verdauung von Kohlenhydraten, die Sekretion von Magensäften zur Verdauung von Eiweiß, die Sekretion der Dünndarmschleimhaut zur optimalen Aufnahme der Nahrung, von Gallensäure zur Emulgierung der Fette und Pankreassaft zur Verdauung von Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten. Sie regen die Motorik des Magens an und sorgen für die Sekretion von Magensäure und Pepsin, wichtig für die Eiweißverdauung. Alle Verdauungsdrüsen bilden eine Einheit. Nehmen wir Bitterstoffe auf, wird ein Kaskadenprozess durch all unsere Verdauungs- und Stoffwechselorgane in Gang gesetzt. Durch Bitterstoffe ausgelöste vermehrte Sekretion von Verdauungsdrüsen beträgt 25 bis 30 Prozent und hält zwei bis drei Stunden nach ihrer Aufnahme an.
Indem Bitterstoffe die Schleimproduktion fördern, werden neben Enzymen auch Schleimstoffe wie Neuraminsäure vermehrt ausgeschüttet, welche die Mund- und Rachenschleimhaut vor Krankheitserregern wie Viren schützen. Durch die Zufuhr von Bitterstoffen wird sogar das vegetative Nervensystem gekräftigt, was seit 1999 bekannt ist. Durch Bitterstoffe in der Nahrung wird ein langanhaltender Sättigungseffekt ausgelöst, der rund vier Stunden anhält. Auch durch die optimierte Fettverdauung machen Bitterstoffe schlank.
Eine Fehlbesiedelung des Darms gilt als Haupt-Verursacher vom bauchbetonten Übergewicht oder viszeralem Bauchfett. Bauchfett bildet Substanzen, die das Immunsystem schwächen, zu chronischen Entzündungen führen und zu Bluthochdruck, Thrombosen und Herz-Kreislauferkrankungen. Sanieren wir den Darm und den Verdauungstrakt mithilfe von Bitterstoffen, verschwindet mit der Zeit auch der „Rettungsring“. Ist die Darmschleimhaut intakt, bildet sie ein Milieu, in dem pathogene Keime nicht gedeihen können.
Bitterstoffe aktivieren und stärken die Leber, die mehr Gallensäuren ausschüttet, welche überschüssiges Cholesterin aufnimmt und ausscheidet und so den Cholesterinspiegel senkt, Hauptrisiko für Arteriosklerose und damit Bluthochdruck und Herzinfarkt. Nur, wenn genügend Magensaft und Gallenflüssigkeit bereitgestellt werden, können Vitamine wie Vitamin B12, die fettlöslichen Vitamin A, D, E und K sowie Mineralstoffe wie Eisen ausreichend resorbiert werden. Das Darmhirn kommuniziert via Darm-Hirn-Achse mit dem zentralen Nervensystem und sorgt bei einer gesunden Darmflora für Resilienz, gute Stimmung, gutes Gedächtnis, Konzentration und Lernfähigkeit. Eine Behandlung depressiver Verstimmungen mit Bitterdrogen war über längere Zeit gängige Praxis, und erste Studien bestätigen ihr bedeutsames antidepressives Potential.
Auch für unser Immunsystem spielen Bitterstoffe eine äußerst wichtige Rolle. Kommen Bitterstoffrezeptoren in Kontakt mit Erregern, werden unterschiedliche Abwehrmechanismen ausgelöst. Die Immunantwort in den Atemwegen wird zum Beispiel durch Bitterstoffe stimuliert, welche letztlich zur Abtötung von gram-negativen und gram-positiven Bakterien führt.
Welche „Bitter-Stars“ der Wildkräuter bringen Hilfe?
Schon unsere Vorfahren nutzten sie als Nährstoffquelle und zur Optimierung von Verdauung und Stoffwechsel: Wald-Wegwarte, wilder Löwenzahn, Brennnessel und Wild-Artischocke. Diese vier Power-Pflanzen regen unsere Verdauung an, befeuern den Stoffwechsel, entgiften und harmonisieren die Darmflora. Eine Studie mit einem Kombi-Präparat aus diesen vier „Bitterpflanzen-Stars“ zeigen, dass das Bauchfett signifikant zurückging, die Anzahl der wöchentlichen Stuhlgänge signifikant zunahm, die Konsistenz des Stuhls sich normalisierte, Blähungen bei fast allen Studienteilnehmern verschwanden, die Teilnehmer der Studie sich geistig und körperlich fitter fühlten, und die etwas übergewichtigen TeilnehmerInnen bei Studienende nach nur sechs Wochen durchschnittlich 4,4 Kilogramm abgenommen hatten (Vergleichsstudie zum Nachweis der Wirksamkeit von Urbitter® Granulat bei Verdauungsschwäche, Blähungen, Verstopfung und Darmdysbiose, Prüfungsleiter Dr. Bernhard Neesen, Bahnhofstraße 26, 49733 Haren). Die Verträglichkeit war gut.
Die Wald-Wegwarte wird bis zu 1 ½ Metern hoch und besticht durch ihre leuchtend hellblauen Blüten, die ein solches Himmelblau haben, dass die Pflanze auch „Wegleuchte“ genannt wird. Es handelt sich um ein magen- und verdauungsstärkendes Wildgemüse mit Bitterstoffen wie Cichoriin, Lactucin, Intybin und Sesquiterpenlactonen. Paracelsus empfahl die Pflanze, um den inneren Alchemisten zu stärken. Der gesundheitsfördernde Effekt auf Leber, Galle, Darmflora und die gesamte Verdauung ist sehr hoch. Die Wegwarte wirkt heilkräftig zur Blutreinigung, bei Fettsucht, Stoffwechselerkrankungen, Nierenbeschwerden, Erkrankungen der Milz, Lebererkrankungen, Gallenleiden, Verdauungsbeschwerden, Übergewicht, Hautunreinheiten, Flechten und Menstruationsbeschwerden.
Die zweite Pflanze im Gesundheits-Kleeblatt der Bitter-Starks ist der wilde Löwenzahn. Seine Haupt-Inhaltsstoffe bilden die Bitterstoffe wie Sesquiterpensäuren, Taraxacosid und Taraxin. Die Löwenzahn-Bitterstoffe reduzieren einen zu hohen Cholesterinspiegel, optimieren die Verdauung, entgiften sogar Schwermetalle, reduzieren das Krebsrisiko und ziehen Krebszellen aus dem Verkehr, wirken als Immunbooster und senken das Risiko, eine Demenzerkrankung zu entwickeln. Wolf-Dieter Storl: „Der Löwenzahn scheint die Verkörperung der Lebenskraft an sich zu sein.“
Die dritte Pflanze ist die besonders bitterstoffhaltige Wildartischocke. Sie wächst ein bis zwei Meter hoch und blüht mit auffällig großen blauroten Blüten von September bis Oktober. Die Wildartischocke ist extrem bitter, die Blätter enthalten bis zu sechs Prozent Bitterstoffe. Als Lebensmittel und Heilpflanze war sie bereits den alten Griechen bekannt. Als Hauptwirkstoffe wurden die Bitterstoffe Cynarin und Cynaropikrin nachgewiesen. Die Bitterstoffe und Flavonderivate Cynarosid und Luteolin unterstützen die Cholesterinsynthesehemmung und mobilisieren Cholesterin aus dem Gewebe und bringen es zur Ausscheidung. Die Artischocken-Bitterstoffe optimieren die Fettverdauung, senken einen zu hohen Blutzuckerspiegel und beugen Thrombosen vor. Eine Doppelwirkung auf Gallenwege und Leber besitzen nur wenige Heilpflanzen.
Als vierte Pflanze im Glückskleeblatt der gesundheitsfördernden Bitterstoffe finden wir die Brennnessel, Heilpflanze des Jahres 2022. Wegen ihrer Heilkräfte wurde sie schon von den Ärzten der Antike geschätzt. Ihr Inhaltsstoffe, darunter auch Bitterstoffe, bremsen Haarausfall, wirken stimmungsaufhellend, schützen das Gehirn vor degenerativen Erkrankungen, wirken gegen Rheuma, stärken das Immunsystem, optimieren die Verdauung und gelten als potentes Blutreinigungsmittel. Rudolf Steiner nannte die Brennnessel „Königin der Beikräuter“.
„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, ermutigte uns Friedrich Hölderlin. Mit dem Herauszüchten der Bitterstoffe haben wir uns gesundheitlich einen Bärendienst erwiesen. Gott sei Dank gibt es noch ursprüngliche, unveränderte Wildkräuter, die hier einen Ausgleich schaffen. Wir können die Heilpflanzen selbst sammeln und trocknen, sie uns als Tee in der Apotheke zusammenmixen lassen, oder uns eine fertige Wildgemüsemischung „Urbitter®“ mit den vier wilden Bitter-Stars von der Firma Dr. Pandalis bestellen. Studien zeigen, dass durch die Zufuhr von Bitterstoffen natürlichen Ursprungs der Teufelskreis von Verdauungsstörungen, bauchbetontem Übergewicht, Demotivation und „ungesunder“ Ernährung durchbrochen wird und das geistige und körperliche Wohlbefinden wächst. Wenn wir unsere Verdauung optimieren und unseren Darm sanieren, entziehen wir vielen Krankheiten den Boden. Wir kommen wieder ins Gleichgewicht und haben die Lebensfreude, Vitalität und Resilienz, die wir in diesen bewegten Zeiten dringend brauchen.
Lesetipp: Barbara Simonsohn, „Löwenzahn. Wunderkraut für Resilienz und Lebenskraft“, Mankau Verlag.
Siehe auch unter „Wortwelten“.
Autorin: Anna Elisabeth Röcker
»Heile Dich selbst«, so der Titel eines Büchleins, das Dr. Edward Bach 1931 herausgegeben und »allen leidenden Menschen« gewidmet hat. Er zeigt darin auf, worin er die wahren Ursachen von Krankheit und Leid sieht: in unseren negativen und belastenden Gedanken und Gefühlen. Krank wird der Mensch – so die Überzeugung Bachs – wenn er sich von sich selbst entfernt und gegen sein eigenes inneres Gesetz lebt. Die von ihm entdeckten Blütenessenzen sollen den Menschen wieder auf den Weg zurück zu seinem inneren Zentrum führen und ihn so seinen ureigensten Platz in dieser Welt finden lassen.
Die Bedeutung der Eigenverantwortung
Heute ist Bachs Lehre aktueller denn je. Trotz des großen Fortschritts, den unsere moderne Medizin in den letzten Jahren gemacht hat, stehen wir einer Vielzahl von chronischen Krankheiten immer noch hilflos gegenüber. Wir sind aufgefordert, mehr Verantwortung für uns, für unsere Gesundheit und unser Leben zu übernehmen, und uns nicht einfach nur auf Hilfe von außen zu verlassen. Dazu gehört auch, dass wir uns damit beschäftigen, was wir brauchen, um gesund zu bleiben bzw. wie wir verhindern können, dass aus kleineren seelischen oder körperlichen Problemen Krankheit entsteht und unser ganzes Leben aus den Fugen gerät.
Körper und Seele als Einheit
Der Entstehung von körperlichen Krankheiten gehen in den meisten Fällen emotionale Belastungen voraus. Die Erkenntnisse aus der psychosomatischen Medizin oder aus der Psychoneuroimmunologie zeigen uns, dass psychische Belastungen sich irgendwann körperlich ausdrücken, wenn sie nicht beachtet werden. Die Bachblüten haben gerade in diesem frühen Stadium eine rasch spürbare Wirkung. Achten Sie also auf Ihre Gemütsverfassung, wenn ein körperliches Symptom auftritt, und suchen Sie danach eine entsprechende Blüte aus.
Üben Sie, öfter eine kleine Pause einzulegen und nachzuspüren, wie Sie sich gerade fühlen. Nicht immer können wir Krankheiten vermeiden, denn wir sind sehr vielen Einflüssen ausgesetzt, die nicht immer zu beeinflussen sind. Greifen Sie also auch dann zu den Blütenessenzen, wenn Sie bereits unter einer Krankheit leiden oder wenn Sie sich in einer medizinischen Behandlung befinden. Die Bachblüten haben sich gerade in der Begleittherapie bei chronischen oder akuten schweren Erkrankungen bewährt (z. B. unterstützend bei Chemotherapie). Die Bachblüten bewähren sich in diesen Zeiten als Seelentröster, sie stärken Hoffnung, Mut und Widerstandskraft. Die 38 Blütenessenzen sollen dem Menschen helfen, aus den belastenden emotionalen Situationen herauszukommen und neue Lebensfreude und Kraft zu entwickeln.
Eine besonders wichtige Rolle spielen die Bachblüten bei Schockzuständen. Das gilt z. B. für den Erhalt einer schlechten Nachricht (z. B. einer Krankheitsdiagnose), für Unfälle, Blackout bei Prüfungssituationen usw. Aus der Traumatherapie wissen wir, dass schon kleinere Schockerfahrungen den Menschen in eine Art Lähmungszustand versetzen können. Die Lebenskraft wird bis auf die Zellebene blockiert, man spricht sogar vom »Einfrieren« der Lebensenergie. Die Abwehrbereitschaf sinkt, es kommt zu emotionalen Verstimmungen, die oft lange anhalten und schwer in den Griff zu bekommen sind. Gerade diesen Kreislauf durchbrechen z. B. die Notfalltropfen aus der Bachblüten-Therapie. Sie bringen blockierte Emotionen in Fluss und schaffen damit die Voraussetzung, dass wieder ein klarer Gedanke gefasst werden kann.
Krankheit und Psyche – ein neues Verständnis
Durch seine umfassenden Forschungen war Edward Bach zu dem Schluss gekommen, dass eine der Hauptursachen für Krankheit in unseren negativen Gedanken und Stimmungen liegt. Heute kann dieser Zusammenhang zwischen Gedanken, Gefühlen und körperlichen Reaktionen, der damals revolutionär erschien, längst wissenschaftlich nachgewiesen werden. Bach geht allerdings etwas weiter, wenn er sagt, dass diese negativen Gemütszustände daher kommen, dass wir nicht dem Weg folgen, den uns unsere Seele aufzeigt. In seinem Verständnis heißt das, dass wir es immer wieder zulassen, dass sich andere Menschen in unser Leben einmischen, oder dass wir das Leben eines anderen Menschen bestimmen wollen. Selbstbewusstsein und Toleranz anderen gegenüber sind nach Bachs Meinung entscheidend, um ein glückliches Leben zu führen.
Die Wirkungsweise der Bachblüten
»Alles Dasein ist Schwingung«, so lassen sich die Erkenntnisse der modernen Atomphysik zusammenfassen. Jedes Teilchen der Materie ist in Bewegung, jedes Teilchen der Materie schwingt, langsam oder schneller. Alle unsere Zellen schwingen, alles in der belebten und unbelebten Natur ist, wie man seit Nils Bohr und Werner Heisenberg weiß, über irgendeine Art von Schwingung definiert. In der Musik ist uns das am auffälligsten. Schon etwas schwerer nachvollziehbar ist die Vorstellung, dass sich jede Pflanze in der ihr eigenen Schwingung befindet. Edward Bach, der die Welt der Heilpflanzen kannte wie kaum ein anderer, konnte die Wirkung der von ihm gefundenen Pflanzen am eigenen Leib fühlen, konnte ihre Kräfte als Vibrationen spüren.
Die Blüte – das Zentrum der Pflanzenenergie
Die größte Konzentrierung dieser Schwingungen spürte Edward Bach in der Blüte. Sie ist für ihn außerdem eine Art Signum der Pflanze, ein Erkennungszeichen höchster Individualität. In der Blüte zeigt die Pflanze ihre typische Farbe, Form und ihren individuellen Duft. Diese besondere Schwingung, die in der Pflanze im Überfluss vorhanden ist, gibt sie an den Menschen weiter und bringt ihn damit in eine höhere Schwingungsebene.
So können Defizite ausgeglichen werden, die durch negative Gemütszustände entstanden sind, und die bis in die Zellebene wirken und die Ordnung stören. Die spezifische Heilkraft der von ihm gefundenen 38 Blüten hat Edward Bach intuitiv herausgefunden, jetzt musste es ihm nur noch gelingen, diese Heilkräfte »einzufangen«.
Zunächst tat er das dadurch, dass er den Tau von der Blüte sammelte und ihn in kleine Fläschchen abfüllte. Später entwickelte er die sogenannte Sonnenmethode: Die Blüten werden beim Höchststand der Sonne auf Wasser ausgelegt und somit der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Auf diesem Weg wird die Kraft der Blüte ins Wasser übergeführt.
Die harmonisierende Wirkung der Blüten
Negative Gedanken oder Gefühle können sich derart manifestieren, dass sich unser ganzer Alltag nur noch darum dreht und wir uns komplett verunsichert fühlen. Würden Sie sich eine solche Situation als ein Schwingungsmuster vorstellen, sähe das wohl sehr chaotisch aus. Wenn Sie z. B. nun die entsprechenden Blüten einnehmen würden, könnten Sie spüren, wie Sie langsam ruhiger werden und wieder in Kontakt mit sich selbst kommen. Die Pflanzen haben das chaotische Schwingungsmuster, das in uns wirkt und Seele und Körper verunsichert, sozusagen mit ihrer speziellen Schwingung wieder harmonisiert.
So finden Sie die richtige Blüte
Fragen Sie sich zunächst, welches Thema Sie mithilfe der Bachblüten bearbeiten möchten. Schon mit der Klärung, für welchen Bereich Ihres Lebens Sie die Kraft der Blüten nutzen möchten, beginnt ein Prozess, in dessen Verlauf Sie sich besser kennenlernen, und damit arbeiten Sie bereits an dem gewünschten Thema. Das Nachdenken über Ihre »Sorgen« bringt Sie in Ihrer Suche nach der richtigen Blüte weiter.
Textauszug aus „Heilen mit Bachblüten“ von Anna Elisabeth Röcker mit freundlicher Genehmigung des Mankau Verlages.
Siehe auch bei „Wortwelten“.
Herausgeber Achtsames Leben:
Buchhandlung Plaggenborg
Lindenstraße 35, 26123 Oldenburg
Tel. 0441-17543
Karl-Heinz & Ulrike Plaggenborg
Das Achtsame Leben erscheint drei Mal im Jahr:
am 15. April, 15. August und 15. Dezember.
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(erscheint zum 15.12.2023):
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