Immunisierung beim geistigen Virus

von Ulrike Plaggenborg

 

Die Situation

 

Im Moment (Mitte Mai 2020) erleben wir mit Fassungslosigkeit, wie kurz nach teilweiser Aufhebung der Beschränkungen durch das Corona-Virus sich ein anderer, ein geistiger Virus auszubreiten beginnt – die Demonstrationen gegen die (noch bestehenden) Einschränkungen, befeuert durch Fake News in den Sozialen Medien. Da werden die haarsträubendsten Dinge behauptet: der Satanismus regiere die Welt und Marina Abramovic sei deren Anführerin, mit Lady Gaga als Helferin. Also wenn das nicht gaga ist, dann weiß ich nicht…

Schlimmer jedoch sind Halbwahrheiten. Es gefallen sich ja im Moment einige Egomanen darin, eine Prise Wahrheit mit Lügen zu mischen und daraus wird dann ein ganz unheilvolles Gebräu. Da sind auch einige Profs und Drs darunter.

 

Ganz bitter für uns ist es, zu sehen, dass doch ziemlich viele der sich zu der sogenannten esoterischen/spirituellen Szene zugehörig fühlende Menschen nun diesen Absurditäten anschließen. Es ist ernüchternd, erschreckend, gruselig und auch sehr traurig.

 

Die Folgen: Was bewirkt das alles? Es erzeugt Wut, Angst und Unsicherheit. Mir kommt es oft so vor, als wenn Kinder aus dem Hausarrest entlassen werden. Dann gehen sie erst mal raus und lassen ihre ganze unterdrückte Wut raus. Als Erwachsener könnte man  auch einfach mal eine Stunde lang auf ein Kissen eindreschen und schreien/schimpfen und sich entladen, das hilft enorm, um Stress abzubauen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen…

 

Die Untersuchung

 

Interessant für die eigene Person und das eigene Wachstum wird es ja dann, wenn ich mich mal dahin begebe, wo die Wut oder Angst sitzt. Was genau macht mich wütend? Erinnert mich das an altbekannte Ohn-Mächte oder an Hilf-Losigkeit? Wovor habe ich tatsächlich Angst? Was ist die eigene alte, in der Tiefe sitzende Angst, die berührt ist? Welche Maßnahmen lösen was aus? Bei finanziellen Nöten: was macht das mit mir? Welche spezifischen Existenzängste löst das aus? Und ist das, was ich mache wirklich nachhaltig im Sinne von: kann es auch Krisen standhalten? Wenn nein, was würde ich alternativ machen wollen/können?  

 

Wertschätzung

 

Ich bin der Ansicht, dass wir hier auf einer Insel der Seligen leben: wir haben einen funktionierenden Staatsapparat, der sich auch um Ausgleich für entstandene Schäden bemüht. Wenn es nicht Demokratie sein soll, was dann? Gibt es eine Alternative, die nicht Putin, Orban, Bolsonaro oder Trump heißt? Momentan ist die Demokratie noch immer diejenige mit den meisten Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn es uns nicht passt, dass große Investmentfirmen die Welt beherrschen, dann sollten wir etwas dagegen unternehmen, z.B. die Gemeinwohlökonomie oder ähnliche Alternativen voran bringen.

Wir haben ein vergleichbar gutes Gesundheitssystem, wenn man nur mal nach England schaut, ganz zu schweigen von Brasilien oder den USA. Hier trifft es wie immer die Ärmsten der Armen. Wir haben Politiker, die immer wieder neu schauen, was ist jetzt wichtig und richtig, die auch mal was revidieren oder Fehler zugeben. Neulich las ich ein schönes Bild: nur weil ich unter dem Regenschirm nicht nass geworden bin, verneine ich doch nicht, dass es geregnet hat, oder?

 

Praktische Handreichungen

 

Zunächst einmal sich vergegenwärtigen, dass 81% der Menschen in Deutschland den Maßnahmen der Regierung zustimmen (Stand Mitte Mai).

Dann ist es sicher hilfreich, Social-Media-Fasten zu machen, um nicht ständig dieser Bombardierung von Fake-Viren ausgesetzt zu sein. Wo welche Fakes am meisten verbreitet werden findet ihr hier: https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/05/12/datenanalyse-nutzer-finden-fragwuerdige-corona-informationen-vor-allem-auf-youtube-und-verbreiten-sie-ueber-whatsapp .

Dazu gehört auch die bewusste Abgrenzung gegen Ansteckungsgefahr, also im Bekannten-/Arbeitskollegen-/Freundeskreis ganz klar Stellung zu beziehen, wo rote Linien überschritten werden. Argumentieren hilft bei überzeugten Virenschleuderern wenig. Abgrenzung jedoch wirkt wie eine Immunisierung für sich selbst.

Viele verschiedene Quellen suchen, besonders solche, die unabhängig sind oder die an investigativem Journalismus interessiert sind. Immer wieder Fakten checken: https://correctiv.org/ oder andere.

 

Unsicherheit und Nicht-Wissen auszuhalten und als Chance auf etwas Neues zu begreifen, das ist eine Lebensaufgabe und damit kann man nicht früh genug anfangen. Deshalb wäre jetzt auch eine Zeit, einmal Grundlegendes zu hinterfragen und Visionen zu entwickeln. Denn dass sich sehr Vieles auf sehr vielen Ebenen verändern muss ist klar – Klimawandel, Tierhaltung, Wirtschaft usw.

 

Ganz viele sehr inspirierende Beiträge dazu findet ihr auch hier in unseren https://www.buchhandlung-plaggenborg.de/artikel/hilfreiche-infos-mehr-zum-corona-thema .