"Angst" - ein Beitrag von Claus Eurich

"Unweigerlich ist bei vielen Menschen die krisenhafte Zuspitzung des Gegenwärtigen nicht nur Auslöser von Sorge, sondern auch von Angst. Das mag eine allgemeine Zukunftsangst sein, Angst vor dem Verlust des Gewohnten und Vertrauten, Angst vor einem Sein, das sich in fast allen Koordinaten des Lebens als zunehmend fragil erweist. Solche Ängste hat es vermutlich schon immer gegeben. Sie führen allerdings in eine neue Qualität, wenn Menschheitsgenerationen, die in sehr weitgehender äußerer Sicherheit, sehr weitgehendem Wohlstand und einer fast schon existentiell zu nennenden Bindung an Dinge und Verdinglichungen sozialisiert worden sind, auf einmal die Erschütterungen des gesamten zivilisatorischen Fundamentes spüren. Dann stellen sich weitergehende Fragen als jene, die vielleicht mit Gesundheit, Arbeitsplatz oder Wohlstandssicherung zu tun haben. Es bricht vielleicht das große WARUM in eine Lebensillusion hinein, die auf Ordnung, Sicherheit und Bestand als vertrauter Lebensumgebung baute. Sie konnte oder wollte nicht sehen, dass Leben kontingent ist, unberechenbar, ein Fluss der Wandlungen, ein Prozess von Mutationen und Veränderungen. Und Sicherheit, Verlässlichkeit liegen genau in dieser Seinsdynamik, nicht aber im Halten und einer Verengung von Lebensperspektiven."

 

Hier weiterlesen...